Clemens Hollerer bei Kunst an der Grenze
Die 15. große Ausstellung in der Grenzkunst-Halle (ehemals A&O) in Jennersdorf im Südburgenland war Clemens Hollerer gewidmet. Kunstförderer Claudio Cocca präsentierte die Arbeiten des Künstlers im Oktober 2018.
15. Vernissage bei Kunst an der Grenze (von links): Rhys Wells, Kunstförderer Claudio G. Cocca, Clemens Hollerer und Petra Werkovits.
Über Clemens Hollerer
Clemens Hollerer wurde 1975 in Bruck an der Mur geboren. Nach dem Studium am Euregio Kolleg fuer künstlerische Fotografie in Kefermarkt, besuchte er von 2006 - 2008 das Postgraduat HISK - Higher Institute for Fine Arts in Antwerpen /Gent. In Belgien experimentierte er mit Malerei, Installation und Skulptur. Heute lebt und arbeitet er in Bad Gleichenberg in der Südoststeiermark, wo er 2016 sein neues Atelier ‚MD.21 Artspace Clemens Hollerer‘ eröffnete.
Seine Arbeiten wurden national und international ausgestellt und befinden sich in zahlreichen Sammlungen. Nach Nominierungen für den Zurich Art Prize und den Future Generation Art Prize 2010 sowie für den Kardinal-König-Kunstpreis 2011 und 2013, erhielt Clemens Hollerer 2014 das Staatsstipendium für Bildende Kunst.
Ausstellung Clemens Hollerer
Vernissage Clemens Hollerer
Claudio G. Cocca über Clemens Hollerer
Die Arbeiten von Clemens Hollerer wurden national und
international ausgestellt und befinden sich in zahlreichen Sammlungen. nach
Nominierungen für den renommierten Zurich Art Prize und den Future Generation
Art Prize 2010 sowie für den Kardinal-König-Kunstpreis 2011 und 2013 erhielt
Clemens Hollerer 2014 das Staatsstipendium für Bildende Kunst.
Die Ausstellung bei Kunst an der
Grenze ist als logische Konsequenz des Werdegangs von Clemens Hollerer zu
werten: Am Anfang war die Fotografie. Da der Rahmen hierfür zu beengt war, zu
zweidimensional, weitet Clemens Hollerer den Horizont und beginnt, mit farbigen
Wandmalereien die künstlerische Freiheit zu erorbern und die Kreativität zu
erweitern. Als nächster Schritt kommt die Expansion des Raums, eine
Rückeroberung der Dreidimensionalität mittels Leisten, Linien, Elementen, die
an Baustellen erinnern.
Konstruktionen als Element der Kunst, der
Schaffenskraft, werden in Kontrast gestellt. Scharfe Bilder und Konkretes werden
mit Diffusem, Suggestionen und Ahnungen in Relation gestellt. So schafft der
Künstler Raum und Freiraum für Interpretation zugleich.
So kombiniert er
Räume mit Ideen, Mitteilungen, mit Bildern, die für sich und den Betrachter
sprechen. Der Dialog ist Teil der Installation, das Zwiegespräch zwischen Objekt
und Subjekt verwandelt die Installation zum individuellen Erfahrungsbereich,
subjektiv, suggerierend und intim für jeden einzelnen Betrachter.
Man kann die Seelenverwandschaft zum
legendären Blinky Palermo, dem Beuys-Schüler richtiggehend erleben. Kunst wird
begehbar, wird zum Erlebnis und zur installatorischen Momentaufnahme.
Es
gibt keine allumfassende Wahrheit oder Illusion, jeder Betrachter wird in die
Welt des Clemens Hollerer ganz individuell eingebracht, wird Teil des Kunstwerks
oder grenz sich davon ab, entsprechend der eigenen Motivation, die in der
Wechselwirkung mit dem Kunstwerk spielt.
Die Ausstellungsreihe "Kunst an
der Grenze" erhält Dank Clemens Hollerer eine weitere, neue und ganz
besondere dreidimensionale Facette. Weltbekannte Künstler wie Pichler,
Kippenberger oder Martha Jungwirth haben sich bewusst oder unbewusst vom
Zauber des Südburgenlandes inspirieren lassen und in der Nähe ihre schöpferische
Kraft gefunden. Clemens Hollerer gehört eindeutig zu dieser erlesenen Gruppe
von Künstlern.
Es ist für mich faszinierend zu sehen, wie hier
die Grenzen zwischen Objekt und Subjekt verwischen, die Grenze zwischen Künstler
und Betrachter, die Distanz zwischen dem Produzenten und dem
Konsumenten.
Der Betrachter wird, ob er will oder nicht, Teil des Ganzen
und vom Künstler auf eine grenzlose Reise geschickt. Dabei ist der
Betrachter nie alleine, Clemens Hollerer ist omnipräsent als Gastgeber, Partner
im Dialog und Reiseführer immer dabei und gestattet es, dass man sich ganz nach
der eigenen Einstellung mit seiner Kunst auseinandersetzt und seine eigene
Grenze zum Objekt bis zum Limit erfährt.
"Select all delete" stellt
gleichermaßen einen Neuanfang und einen Schlussstrich dar, aber es ist und
bleibt immer eine individuelle Erfahrung für den einzelnen Betrachter. Alles
auszuwählen, um es zu löschen, ist ein kategorischer Anspruch, doch trotzdem ist
jedem Betrachter selber überlassen, was genau er auswählt und löscht. Löschen
ist auch überschreiben, überschreiben mit nichts, vergessen, Platz schaffen -
jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Diese Zusammenarbeit zwischen Künstler und
Kunstgenießer ist einzigartig und ich bin fasziniert und dankbar, dass wir alle
hier die Erfahrung erleben können.
Lokale Bezugspunkte, sozusagen als Anker der
Standortbestimmung, unterstreichen das Vertraute, darauf bauen dann die
Interpretationen auf: vorhandene Punkte werden neu verbunden, Neues wird auf
Bestehendem aufgebaut und der Betrachter wird vom Künstler vorsichtig geführt,
geleitet, verführt und begleitet.